Der Bedarf steigt, das Angebot sinkt: Das Problem der fehlenden Kitaplätze ist durch Corona immer deutlicher geworden. Kindergärten und Kinderkrippen wurden geschlossen und viele Eltern, die auf die Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind, leiden darunter. Aber auch vor den COVID19-bedingten Schließungen wurden die Plätze immer knapper. Die Zahl der betreuten Kinder zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr stieg von 1,94 Millionen im Jahr 2006 auf 2,05 Millionen im Jahr 2018 an, so berichtet das Statistische Bundesamt. Bei den unter 3-Jährigen hat sich die Zahl beinahe verdreifacht. Viele Eltern melden ihre Kinder bereits während der Schwangerschaft für einen Kitaplatz an, da die Plätze so heiß begehrt sind.
Unbesetzte Kitaplätze sind rar und der Staat stützt die Gründung neuer Kitas, um genug Plätze für alle zu sichern. Die Bedingungen für eine eigene Kita-Gründung könnten aktuell kaum besser sein. Aber wie gründet man eine Kita und kann das jeder einfach so machen?
Die vier wichtigsten Fragen werden von Kita-Experte Stefan Schultz beantwortet, der selbst seit über einem Jahrzehnt den Kita-Träger 'planned-child' in Berlin führt. Der zweifache Vater gründete 5 Kitas und half 13 weiteren Gründern und Gründerinnen, bei dem Aufbau ihrer Tagesstätten. In seinem Buch erklärt der staatlich anerkannte Erzieher, Facherzieher für Gewaltfreie Erziehung und Sozialfachwirt vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrung, worauf es bei der Gründung ankommt und wie Sie häufige Fehler vermeiden.
Wer kann eine Kita gründen?
Bei der Gründung von Kitas kommt es stark auf die Persönlichkeit der Gründer und Gründerinnen an. Mögen Sie Kinder und beschäftigen sich gerne mit Ihnen? Haben Sie eine Ausbildung/Erfahrung im Bereich oder sind bereit sich zum Erzieher umzuschulen oder fachliches Personal einzustellen? Haben Sie Erfahrung im Umgang mit jungen Kindern und können es sich vorstellen, dies für den Rest Ihres Lebens zu tun?
Sie müssen nicht selbst ausgebildet im Bereich Kindererziehung sein, sondern können auch die geschäftlichen Teile übernehmen und ihre Kita attraktiv für selbstständige Erzieher und Pädagogen machen. Dafür sind ein pädagogisches Konzept und gute Räumlichkeiten wichtig. Personal, Konzept und Räumlichkeiten sind die Grundlagen für eine erfolgreiche Kita-Gründung. Grundsätzlich kann jeder, der bereit ist sich auf diese Grundlagen einzulassen, eine Kita gründen.
Welche Voraussetzungen gibt es?
Um eine Kita gründen zu können, muss man gemäß §45 des Sozialgesetzbuches (SGB) VIII bei dem Jugendamt ihrer Gemeinde/Stadt eine Betriebserlaubnis beantragen. Für die Zulassung müssen Sie die grundlegenden Anforderungen erfüllen. Das Jugendamt kontrolliert, ob die Kinder bei Ihnen von qualifizierten Fachkräften in angemessenen Umständen betreut werden.
Wichtig sind hierbei pädagogische Ziele und Grundlagen, die auch beeinflussen, welches Personal ideal für Ihre Kita ist. Auch Aufbau und Struktur der Kita, beispielsweise Tagespläne, Ausflüge und Öffnungszeiten/Urlaubszeiten, werden miteinbezogen. Die angenommenen Altersgruppen und Lernangebote beeinflussen nicht nur, ob Sie die Erlaubnis erteilt bekommen, sondern auch Ihre staatliche Unterstützung. Ein letzter Punkt ist die Inklusion: Wenn Sie bereit sind auf körperliche und/oder geistige Behinderungen einzugehen, erhalten Sie finanzielle Unterstützung pro Kind. Dies müssen Sie jedoch auch bei der Suche nach Räumlichkeiten mit einbeziehen (Rampen, breitere Gänge, etc.).
Wie entwickelt man ein erfolgreiches Geschäftsmodell?
Für ein erfolgreiches Geschäftsmodell brauchen Sie nicht nur ein pädagogisches Konzept und gute Erzieher, sondern müssen sich selbst fragen, was Sie als Gründer mit an den Tisch bringen. Wo liegen Ihre Erfahrungen, Kenntnisse und Qualifikationen und wie bringen Sie diese weiter? Was ist Ihre Geschäftsidee? Wollen Sie eine Wald-Kita, in der die Kinder viel Zeit in der freien Natur verbringen? Oder eine Kita, dessen Ziel es ist, Kinder aus vielen verschiedenen Hintergründen (sowohl sozial, wie auch gesundheitlich) zusammenzubringen? Entwickeln Sie eine Zielgruppe und bilden Ihre Kita darauf hin aus. Wenn Sie wissen, was die Eltern und Kinder in Ihrer Zielgruppe wollen und erwarten, können Sie ihr Geschäftsmodell daraufhin ausbauen.
Alles hängt davon ab, was Sie mit Ihrer Kita erreichen wollen und wo Sie leben. In der Stadt sind die Ansprüche anders als auf dem Land. Machen Sie sich Ihrer Umstände bewusst und schauen Sie aktiv auf andere Kitas in Ihrer Umgebung, um eventuelle Marktlücken auszunutzen.
Wie gründet man eine Kita?
Wie gründet man denn nun eine Kita? Die Gründung beginnt mit einer Idee. Haben Sie ein pädagogisches Konzept entwickelt, so folgt die Ausführung: Räumlichkeiten suchen, Personal einstellen und Betriebserlaubnis beantragen. Wird Ihnen gestattet, eine Kita zu eröffnen, so können Sie sich auf Landesförderungen bewerben und mit der Kundensuche beginnen. Bei dem Mangel an Kitaplätzen in Deutschland lassen die ersten dankbaren Eltern nicht lange auf sich warten.
Fazit
Ob die Öffnung einer Kita etwas für Sie ist, können Sie sich nur selbst beantworten. Doch kaum ein Geschäftsmodell ist aktuell so gefragt, wie die Kita. Mit einem guten pädagogischen Konzept und Spaß an der Arbeit mit Kindern nicht nur sich selbst einen Arbeitsplatz schaffen, sondern auch Erziehern und Pädagogen die Möglichkeit geben, ihren Job so gut wie möglich zu erfüllen und Eltern zu entlasten.