Lesen und Schreiben sind die wichtigsten Kompetenzen in unserem Alltag und die Vermittlung dieser Fähigkeiten ist wesentlicher Schwerpunkt während der ersten Jahre des Schulunterrichts. Dabei sind die Lernfortschritte von Kind zu Kind unterschiedlich. Während die einen scheinbar spielerisch mit der Sprache umgehen und vielleicht schon im Kindergartenalter erste Lese- und Schreibkenntnisse besitzen, tun sich andere schwerer.
Schätzungen zufolge haben 5 bis 20 Prozent aller Kinder Probleme mit Lesen und Rechtschreibung. Längere Fehlzeiten in der Schule, Unaufmerksamkeit oder zu wenig Übung können Gründe dafür sein. Bei manchen Kindern allerdings liegt die Ursache tiefer. Bei ihnen liegt eine sogenannte Lese- und Rechtschreibstörung (LRS) oder Legasthenie vor. Diese kann sich auch nur auf einen Bereich beziehen, d.h. nur auf die Lese- oder nur auf die Schreibfähigkeit.
Dass LRS ernst genommen werden muss zeigt sich auch daran, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO LRS als eine Erkrankung einstuft und eine Definition formuliert: So wird die Lese- und Rechtschreibfähigkeit eines Kindes im Verhältnis zum Alter und IQ gesetzt. LRS liegt vor, wenn diese Fähigkeiten einen bestimmten Wert unterhalb des für Alter und IQ zu erwartenden Standes liegen. In Deutschland liegt die Quote der unter LRS leidenden Kinder und Jugendlichen bei 3 bis 5 Prozent.
Eine Lese- und Rechtschreibstörung kann verschieden Ursachen haben. Sie kann durch Seh- oder Hörprobleme verursacht werden, auf Probleme bei bestimmten Gedächtnisleistungen zurück zu führen sein, und auch die genetische Veranlagung kann eine Rolle spielen. Für Kinder mit LRS ist das reguläre Unterrichtspensum und die Lernstrategien, die im normalen Schulunterricht Anwendung finden meist nicht ausreichend. Besondere Unterstützung durch spezielle Pädagogen oder Kinderpsychologen ist in diesen Fällen angebracht.
Für Eltern von Kindern mit Lese-Rechtschreibstörung oder mit dem Verdacht auf LRS ist die Schule der erste Ansprechpartner, der mit weiterführenden Tipps helfen kann. Weitere Anlaufstellen sind Erziehungsberatungsstellen und Jugendämter, der schulpsychologische Dienst, Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie aber auch Elternselbsthilfegruppen.