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Schnee - warum knirscht er?

Sobald die weiße Pracht vom Himmel fällt, freuen sich Winterfans darauf, das erste Mal durch unberührte weiße Straßen und Felder zu gehen und dabei dem Knirschen der Schritte im Schnee zu lauschen. Doch wie entsteht dieses schneetypische Geräusch eigentlich?

Die Eiskristalle brechen, der Schnee knirscht

Schnee besteht zu 90 Prozent aus Luft und ist aufgrund seiner geringen Dichte ein perfekter Schalldämpfer. Warum es beim Betreten der Schneedecke jedoch zu knirschenden Schrittgeräuschen kommt, weiß Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline: „Ist der Schnee einmal gefallen, fügen sich die Eiskristalle der Schneeflocken nach einiger Zeit zu festen Verbindungen zusammen. Tritt man nun auf den Schnee, zerbrechen diese. Ein einziger Bruch wäre dabei für unsere Ohren zu leise. Da aber mit jedem Schritt Millionen dieser Verbindungen gleichzeitig zerbrechen, entsteht das für Schneespaziergänge so typische Knirschen.“

Je kälter, desto lauter der Schnee

Wie laut Schnee knirscht, hängt jedoch nicht nur davon ab, wie lange er bereits auf dem Boden liegt, sondern auch davon, wie kalt es draußen ist. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sind die Eiskristalle noch flexibler und können sich trotz des Drucks unserer Füße verformen. Ab etwa minus sieben Grad hingegen, werden die Kristalle spröde und können scharf abbrechen. „Je kälter es ist, desto lauter knirscht es auch beim Gang über die Schneedecke“, fasst Meteorologe Björn Goldhausen zusammen und ergänzt: „Sobald der Schnee wieder taut, wird auch das Knirschen wieder leiser. Das liegt daran, dass sich die Eiskristalle durch das Schmelzwasser wieder mühelos gegeneinander verschieben lassen – so lange, bis der Schnee irgendwann ganz geschmolzen ist.“

Es gibt erhebliche Unterschiede, wie eine Schneedecke verschwindet

„Die Natur hält für uns immer wieder Überraschungen parat: Die meisten Menschen glauben sicherlich, dass Schnee schmilzt, wenn das Thermometer Plusgrade anzeigt. Doch kurioserweise ist die Temperatur für das Verschwinden von Schnee gar nicht so wichtig“, sagt Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline, und erklärt: „Ob der Schnee schmilzt, taut oder sublimiert, hängt vielmehr von der Luftfeuchte ab“. Der Taupunkt als Maß für die Luftfeuchte bezeichnet die Temperatur, bei der die Luft gesättigt ist, also theoretisch Nebel herrscht. Der Taupunkt kann über oder unter dem Gefrierpunkt liegen und beeinflusst auch das Tempo und die Art des Schneeschwundes. 

Tauen: Der flüssige Zustand wird erreicht
„Nur bei Plusgraden und feuchter Luft beginnt die weiße Pracht zu tauen“, erklärt Goldhausen. In diesem Fall wird der Schnee zu Wasser, geht also vom festen ausschließlich in den flüssigen Zustand über. Die Schneedecke verliert dann rasant an Mächtigkeit. Wenn auch noch Wind und Regen mit ins Spiel kommen, verschwindet selbst viel Schnee relativ schnell. Wenn der Boden dann noch gefroren ist und so kein Wasser aufnehmen kann, kommt es häufig zu starkem Hochwasser in den Flüssen.
Ganz anders ist es bei trockener Luft: Hier kommen neben der Temperatur auch noch der Taupunkt und die Feuchttemperatur ins Spiel. Die Feuchttemperatur liegt zwischen Taupunkt und Lufttemperatur. Sie wird übrigens mit einem normalen Thermometer ermittelt, dass während des Messvorgangs mit einem feuchten Tuch überzogen und belüftet wird.

Schmelzen und Sublimieren: Schneedecke verschwindet langsam
Liegen Luft- und Feuchttemperatur beide über dem Gefrierpunkt, der Taupunkt aber noch darunter, so beginnt der Schnee zu schmelzen. Dabei geht er sowohl in den flüssigen als auch in den gasförmigen Zustand über. Die Schneedecke nimmt nun schon langsamer ab als beim Tauen. „Liegen Taupunkt und Feuchttemperatur unter dem Gefrierpunkt, so sublimiert der Schnee nur noch. Einfach ausgedrückt: Er verdampft“, so der Meteorologe. Darunter versteht man den direkten Übergang von Schnee in Wasserdampf. Die Schneedecke nimmt nun nur noch sehr langsam ab und der Schnee bleibt sogar pulvrig. Dabei spielt die Lufttemperatur eine nur untergeordnete Rolle. Das heißt, diese kann durchaus im Plusbereich liegen.

„Fußbodenheizung“ lässt Schnee tauen
Es gibt noch eine weitere Art, wie Schnee verschwindet. Diese ist allerdings dem Tauen zuzuordnen. „Wenn die „Fußbodenheizung“ noch richtig aufgedreht ist, also der Erdboden warm ist, dann kann eine Schneedecke selbst bei Minusgraden rasch dünner werden“, erläutert Goldhausen. Dieser Prozess kann über Tage hinweg andauern. Er verlangsamt sich erst dann, wenn der Boden ausreichend abgekühlt ist. Nur deutliche Minusgrade und ein „Durchfrosten“ der Schneedecke kann den Prozess komplett stoppen. Besonders im Herbst und Frühwinter sorgt der warme Erdboden manchmal für kuriose Bilder: Dann hüllen sich Bäume und Sträucher in ein dickes Winterkleid, während der Erdboden grün ist. Die „Fußbodenheizung“ hat in diesem Fall ganze Arbeit geleistet.